Montag, 1. Oktober 2012

Rezension: Sakrileg

(Dan Brown)

Klappentext
Robert Langdon, Symbolologe aus Harvard, befindet sich aus beruflichen Gründen in Paris, als er einen merkwürdigen Anruf erhält: Der Chefkurator des Louvre wurde mitten in der Nacht vor dem Gemälde der Mona Lisa ermordet aufgefunden. Langdon begiebt sich zum Tatort und erkennt schon bald, dass der Tote durch eine Reihe von versteckten Hinweisen auf die Werke Leonardo da Vincis aufmerksam machen wollte, Hinweise, die seinen gewaltsamen Tod erklären und auf eine finstere Verschwörung deuten. Bei seiner Suche nach den Hintergründen der Tat wird Langdonvon Sophie Neveu unterstützt, einer Kryptologin der Pariser Polizei und Enkeltochter des ermordeten Kurators. Eine aufregende Jagd beginnt...


Rezension

Da ich den Film dieses faszinierenden Buches schon mehrmals gesehen hatte, konnte ich schließlich nicht mehr an dem Thriller vorbeigehen, als ich wieder im Buchladen war- Die Geschichte hat es mir angetan, und jetzt war ich gespannt, wie das Buch im Vergleich zum Film wirken würde.

Letztendlich hat sich mal wieder das gute, alte Klischee bestätigt: Das Buch ist meistens besser als der Film. Schon von der ersten Seite an herrscht große Spannung, der Prolog, in dem der Mordfall andeutend beschrieben wird, fängt den Leser sofort und man hat gar keine andere Chance, als weiterzulesen.

Die Charaktere, die Dan Brown sich ausgedacht hat, stehen in so komplexer Verbindung zueinander, dass man am Ende das Buch aus der Hand legt und erst einmal einen Moment braucht, um die Zusammenhänge zu verdauen. Die Hauptfigur, aus dessen Sicht größtenteils geschrieben wird (die Erzählperspektive wechselt öfters, sodass auch manchmal andere Charaktere wie z.B. Sophie Neveu als Erzähler fungieren), wird so gestaltet, dass es dem Leser nicht schwerfällt, sich in das Geschehen zu versetzen und mit der Figur zu empathieren. Langdon ist ein sehr intelligenter, verständiger Professor der Symbolologie. Einerseits durch seinen enormem Wissensstand um Symbole, Zeichen und vor allem ihre (geschichtliche) Bedeutung, andererseits durch die geheimnisvolle, verschlüsselt hinterlassene Botschaft des Chefkuratores vom Louvre, die er kurz vor seinem Tod schrieb, wir dem Leser das Gefühl vermittelt, er lese ein Buch mit sieben Siegeln- nach und nach klärt sich das verwirrende Bild um den gewaltsamen Mordfall, und nach und nach lernt der Leser immer mehr über die Symbolik vor allem im Christentum, das in diesem Buch bis in die Ursprünge erforscht und von einer ganz anderen Seite und mit einer leicht provokanten Art betrachtet wird.

Mein persönlicher Liebelingscharakter ist ein Albino namens Silas, der als Waisenkind von der Sekte Opus Dei aufgenommen worden ist. Hingebungsvoll verschreibt er sich seinem Schöpfer, seinem Gott, und ist bereit, für ihn Opfer zu bringen, die andere Menschen mit ihrem Wertvorstellungen längst nicht mehr vereinen können. Trotzdem schwankt Silas noch immer zwischen menschlichen Gefühlen, zum Beispiel zu einem der Väter des Ordens, der im Laufe der Jahre zu einer Art Ersatzfamilie für ihn geworden ist. Der Albina-Mönch ist eine wirklich sehr interessante und sehr abwechslungsreiche Rolle, die sowohl äußerst gruselig gestaltet ist, als auch Mitgefühl und Mitleid im Leser erweckt.

Das Geschehen ist mitreißend erzählt, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es nimmt gegen Ende eine spannende Kehrtwende, denn nicht alle guten Charaktere spielen richtig. Der Überraschungsmoment bzw. Schockmoment ist garantiert.

Gerade, wer sich für Symbolologie interessiert, wird dieses Buch nicht umgehen können. Von der ersten bis zur letzten Seite spannend, ein Klassiker, den man sich nicht entgehen lassen sollte- auch wenn die angebliche "Blasphemie" in diesem Buch großen Wirbel ausgelöst hatte, da einige Fakten, die als strenge Dogmen der Kirche gelten, neu aufgerollt und gedeutet werden.

Lieblingszitat

" »Mein Freund«, hatte Aringarosa zu ihm gesagt, »du bist als Albino auf die Welt gekommen. Die anderen können dich deswegen nicht beleidigen. Siehst du denn nicht, wie einzigartig es dich macht? Wusstest du denn nicht, dass auch Noah ein Albino war?«

»Der Noah mit der Arche?«
, fragte Silas staunend.

Aringarosa hatte ihn angelächelt. »Genau der. Noah mit der Arche. Er war ein Albino. Er besaß die Haut eines Engels, so wie du. Vergiss das nie. Noah hat alles Leben auf der Erde gerettet. Auch du bist zu großen Taten ausersehen, Silas. Der Herr hat dich nicht ohne Grund befreit. Auch auf dich wartet eine Berufung. Der Herr braucht deine Hilfe, um Sein Werk zu vollbringen.« 

Im Laufe der Zeit hatte Silas gelernt, sich in einem anderen Licht zu sehen.
Du bist weiß. Rein. Schön. Wie ein Engel."



Ich empfehle das Buch ab dem Alter von 16. Der Inhalt ist nicht einfach zu fassen, gerade durch die Komplexität der Handlung und der Zusammenhänge, daher wird es für jüngere schwer, das Buch wirklich komplett nachzuvollziehen. Der Film ist ebenfalls sehr empfehlenswert, meiner Meinung nach hätte niemand Langdon besser verkörpern können als Tom Hanks.

Ich bewerte das Buch mit fünf von fünf Sternen.

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